Jus­tiz­mi­nis­terin will Ermittlern Fake-Kin­der­pornos erlauben

Im Kampf gegen Kin­der­pornos im Internet will Jus­tiz­mi­nis­terin Christine Lam­brecht (SPD) ver­deckten Ermittlern ermög­lichen, kin­der­por­no­gra­fische Fake-Inhalte am Com­puter zu gene­rieren. Damit sollen sich die Fahnder Zutritt zu ein­schlä­gigen Darknet-Foren ver­schaffen können. “Die Ermittler sollen künftig com­pu­ter­ge­nerierte Bilder ver­wenden können, wenn sich die Taten nicht anders auf­klären lassen”, sagte Lam­brecht der “Welt” (Donnerstagausgabe).“Diese com­pu­ter­ge­nerierten Bilder sehen echten Bildern täu­schend ähnlich, zeigen aber niemals echte Kinder. Hierfür schaffen wir jetzt die recht­liche Grundlage. Wir dürfen nie ver­gessen, dass hinter kin­der­por­no­gra­fi­schen Bildern schreck­liche Miss­brauchstaten an Kindern stehen. Manchmal dauert der Miss­brauch noch an.” Sie wolle deshalb den Ermittlern “alle rechts­staatlich zuläs­sigen Instru­mente an die Hand geben, damit die Täter, aber auch die Hin­ter­männer und Por­tal­be­treiber schnell ermittelt und ver­ur­teilt werden können”, so die Jus­tiz­mi­nis­terin. “Wir müssen alles in unserer Macht Ste­hende tun, um diese furcht­baren Taten zu bekämpfen.” Die Rechts­po­li­tiker der Koalition haben sich schon darauf ver­ständigt, die Geset­zes­än­derung mit­zu­tragen. Dazu wolle man den bereits in erster Lesung ver­ab­schie­deten Gesetz­entwurf zum Cyber­g­rooming im par­la­men­ta­ri­schen Ver­fahren ent­spre­chend ergänzen und noch vor Weih­nachten ver­ab­schieden, sagte der rechts­po­li­tische Sprecher der SPD-Bun­des­tags­fraktion, Johannes Fechner, der “Welt”. “Wenn wir es mit der Bekämpfung von Kin­des­miss­brauch im Netz ernst meinen, dann müssen die Ermittler über die nötigen tech­ni­schen und recht­lichen Mittel ver­fügen”, sagt Eli­sabeth Win­kel­meier-Becker (CDU), rechts­po­li­tische Spre­cherin der Uni­ons­fraktion im Bun­destag. Auch der AfD-Rechts­po­li­tiker Roman Reusch hält die Geset­zes­än­derung für “uner­lässlich, um auf diesem Kri­mi­na­li­tätsfeld Fort­schritte erzielen zu können”. “Ziel sollte es eigentlich sein, das Internet von kin­der­por­no­gra­fi­schem Material zu befreien, und nicht, es mit com­pu­ter­ge­neriertem Material anzu­rei­chern, selbst wenn es sich um rein fik­tionale Dar­stel­lungen handelt”, sagt FDP-Frak­ti­onsvize Stephan Thomae. Dennoch seien com­pu­ter­ge­nerierte Inhalte ein geeig­netes Mittel zur Bekämpfung von Kin­der­por­no­grafie im Internet, das den Ermittlern nicht vor­ent­halten werden sollte. Die Grünen lehnen das Vor­haben ab. “Ermitt­lungen bei Kin­des­miss­brauch stärken: Ja. Straf­taten mit Straf­taten bekämpfen: Nein”, sagt die Rechts­po­li­ti­kerin Canan Bayram. Sie fürchtet, dass die Nutzung von com­pu­ter­ge­neriertem Miss­brauchs­ma­terial für ver­deckte Ermitt­lungen die Ein­tritts­schwelle in illegale Foren erhöhen könnte. Johannes-Wilhelm Rörig, Miss­brauchs­be­auf­tragter der Bun­des­re­gierung, spricht sich für ein behut­sames Vor­gehen aus. “Miss­brauchs­dar­stel­lungen sollten nur als Ultima Ratio in Umlauf gebracht werden, wenn es darum geht, sexu­ellen Miss­brauch zu beenden und ein Kind zu retten. Darüber müssen im Ein­zelfall die Richter ent­scheiden”, fordert Rörig. “Bei der Art und Schwere der Miss­brauchs­dar­stel­lungen, selbst wenn sie vom Com­puter gene­riert sind, muss es aber ethische Grenzen geben. Wir bewegen uns hier an der Grenze des Rechts­staates. Aber wir sollten uns dieser Mög­lichkeit der Ver­bre­chens­be­kämpfung nicht berauben.”
 

Berlin (dts Nach­rich­ten­agentur) — Foto: Christine Lam­brecht, über dts Nachrichtenagentur