Grie­chenland rechnet 2020 mit 100.000 neuen Flücht­lingen aus der Türkei

Die grie­chische Regierung in Athen rechnet nach eigenen Angaben im kom­menden Jahr mit rund 100.000 neuen Flücht­lingen, die aus der Türkei auf den grie­chi­schen Inseln anlanden. “Wir haben in den ver­gan­genen sechs Monaten 45.000 neue Migranten auf­ge­nommen. Das heißt, dass wir 2020 mit rund 100.000 neu ankom­menden Flücht­lingen kon­fron­tiert sein werden”, sagte Manos Logo­thetis, der Beauf­trage der grie­chi­schen Regierung für die Erst­auf­nahme von Flücht­lingen, den Zei­tungen der Funke-Medi­en­gruppe (Mittwochsausgaben).Zugleich kün­digte er an, dass seine Regierung im kom­menden Jahr 10.000 Asyl­su­chende von den grie­chi­schen Inseln in Richtung Türkei abschieben wolle. “Wir haben bereits 200 neue Asyl-Ent­scheider ein­ge­stellt, und wir werden weitere 270 ein­stellen”, so der grie­chische Flücht­lings­be­auf­tragte weiter. Die Lage der Flücht­linge und Migranten auf den grie­chi­schen Inseln spitzt sich dra­ma­tisch zu. Im Camp “Moria” auf der größten Insel Lesbos sind nach offi­zi­ellen Angaben derzeit fast 18.000 Men­schen in Zelten und Con­tainern unter­ge­bracht. Offi­ziell ist das Lager nur für rund 3.000 Geflüchtete aus­ge­stattet. Trotz der ange­spannten Lage hat Deutschland in diesem Jahr deutlich weniger Beamte zur Hilfe für die grie­chi­schen Asyl­be­hörden auf die Inseln geschickt. Das geht aus einer Antwort der EU-Asyl­be­hörde EASO auf Nach­frage der Zei­tungen der Funke-Medi­en­gruppe hervor. Demnach ent­sandte der Bund 2019 ins­gesamt 80 Asyl­ex­perten unter anderem vom Bun­desamt für Migration und Flücht­linge (BAMF) auf die grie­chi­schen Inseln, um bei der Regis­trierung der dor­tigen Flücht­linge zu unter­stützen. 2018 seien es aller­dings noch 124 Beamte aus Deutschland gewesen, 2017 sogar 130, heißt es in der Antwort weiter. Auch zur EU-Grenz­schutz­agentur Frontex habe die Bun­des­re­gierung in diesem Jahr deutlich weniger Poli­zei­beamte zur Hilfe aus Deutschland auf die grie­chi­schen Inseln geschickt. Bis Sep­tember seien ins­gesamt 184 Grenz­beamte im Einsatz der Frontex-Mission “Poseidon Sea” gewesen, berichten die Zei­tungen der Funke-Medi­en­gruppe unter Berufung auf Angaben von Frontex. 2018 seien es ins­gesamt noch 413 Beamte aus Deutschland gewesen, 2017 sogar 425. Auf Nach­frage heißt es von­seiten der Bun­des­re­gierung, dass die “Ent­sen­dungs­mög­lich­keiten” unter anderem von “internen dienst­lichen Ver­pflich­tungen” abhängen würden. Das Bun­des­in­nen­mi­nis­terium hob hervor, dass “zahl­reiche admi­nis­trative, logis­tische und weitere bila­terale Unter­stüt­zungs­maß­nahmen etwa in Form von Sach­leis­tungen” bereits der grie­chi­schen Seite zur Ver­fügung gestellt oder ange­boten worden seien. In den ver­gan­genen Tagen seien 55 Last­wagen aus Deutschland mit Hilfs­gütern im Wert von 1,56 Mil­lionen Euro in Athen ein­ge­troffen. Laut Bun­des­re­gierung handelt sich um Stock­betten, Matratzen, warme Decken und Kissen.
 

Athen (dts Nach­rich­ten­agentur) ‑Foto: Flücht­linge, über dts Nachrichtenagentur